An(ge)dacht für Dezember 2024
Als Kind hatte ich einen Spielzeugfrosch. Der war aus einem fluoreszierenden Material, das im Dunkeln leuchtete. Das heißt, er nahm das Licht, dem er ausgesetzt war auf, um es dann, etwas schwächer in der Dunkelheit wieder abzugeben. Das war für mich so spannend, dass ich immer wieder zwischen Balkon und stockdunklem Badezimmer hin und her lief, um zu sehen, ob der Frosch immer noch leuchtet. Ein Umstand, der meine Eltern bereuen ließ, mir dieses Spielzeug geschenkt zu haben. Aber es war nun einmal so, dass nur in der Finsternis besagter Spielzeugfrosch seine ganze Pracht zum Vorschein brachte. Das Licht braucht ihren Gegensatz, die Dunkelheit, um überhaupt als Licht erkannt werden zu können.
So ist es in der Physik und auch in der Lebenserfahrung, die weiß, was Licht im Leben bedeutet. Wer nie in „im finsteren Tal“ gewandert ist, kann nicht wissen, was Licht ist. Als die Erde noch wüst und leer war und Finsternis auf der Tiefe lag, sagte Gott als erstes: „Es werde Licht!“ – und es ward Licht (Gen 1, 2-3). Das erste Schöpfungswerk, das erste Leuchten, ohne das alles Leben unmöglich wäre. Licht bedeutet Leben und Leben bedeutet Licht. „Mache dich auf, werde licht“, ruft Jesaja der Tochter Zion zu. Ein göttlicher Befehl an die Menschen, die aus dem babylonischen Exil zurückgekehrt sind. Gott hatte ihnen die Rückkehr versprochen und diese Zusage gehalten. Nun stand das Volk vor den Schwierigkeiten eines Neuanfangs: „Wir hofften auf Licht, und siehe da ist Finsternis“ (Jesaja 59,9).
Aber Gott hat das Licht des Lebens einmal erschaffen. Durch die Aufforderung, selbst „licht“ zu werden, bezieht der Allmächtige die Menschen in seinen Heilsplan mit ein und macht eine Zusage: „dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!“. Gott erbarmt sich über die Menschen, die nur noch Dunkelheit sehen. Er hilft, wieder Licht zu werden. Wie der fluoreszierende Spielzeugfrosch können die Menschen das göttliche Licht des Lebens aufnehmen und in der Dunkelheit leuchten. Gott hilft dabei!
Ein neues Kirchenjahr beginnt und damit die Adventszeit. Das Licht kam in unsere Welt und wer ihm nachfolgt, wird ebenso zum Licht der Welt (Johannes 8,11; Matthäus 5,14). Werde Licht! Dieser göttliche Befehl gilt nicht nur den reich beleuchteten Wohnungen und Häusern in der Adventszeit, sondern allen, die an den allmächtigen Vater glauben. Wenn Gott uns diesen Auftrag gibt dann wissen wir, dass er uns alles gibt, was wir brauchen, um Sein Licht, das er ganz Anfang erschuf, auch in den dunkelsten Zeiten leuchten zu lassen.
Er lädt uns auf, damit wir Menschen in schweren Zeiten beistehen, damit wir in einer gottlosen Umgebung das Evangelium verkünden und damit wir in unseren ganz eigenen finsteren Tälern die Hoffnung auf ein Leben in der allumfassenden Herrlichkeit und Gerechtigkeit Gottes nicht verlieren.
Eine gesegnete und lichtreiche Adventszeit wünscht Sebastian Hechler