An(ge)dacht für März 2023
Träum weiter – Impuls zu Psalm 126,1
“Träum weiter“ Ein furchtbarer Satz. Was wir sonst nur ironisch und mit sarkastischem Ton zu hören bekommen, meint Gott ernst. Wer den Spruch "Träum weiter" zu hören bekommt, steht meist nicht weit oben auf der Liste der beliebtesten Leute. So war es bei mir zumindest. Als ich ganz frisch in mein Glaubensleben erste Schritte ging und in der Berufsschule meinen Glauben bezeugte und sogar verteidigte, erntete ich so manches Mal Unverständnis und Spott. Ein Schöpfer? Kopfschütteln. Das Kreuz? Mitleidiges Lächeln. Mein Glaube wurde mit Wunschdenken gleichgesetzt. Träum weiter!
Dabei hat doch Gott immer wieder Menschen gezeigt, dass es ihn gibt. Er hat ihre Situation grundlegend verändert. Wie er es z. B. beim Volk Israel gut 500 Jahre v. Chr. getan hat. Da ist dieses Volk von einer Großmacht überrannt und verschleppt worden. Diese Menschen befanden sich in einer völlig ausweglosen Situation fern jeglicher Hoffnung. Doch Gott greift ein. Er befreit sein Volk. Die Israeliten können in ihr Land zurückkehren. Das kam ihnen erst einmal wie ein Traum vor.
Sie konnten es noch gar nicht fassen, dass sich ihre Situation zum Guten wandte:
"Als der HERR uns aus der Gefangenschaft nach Zion zurückkehren ließ, da war es uns, als träumten wir." Psalm 126,1 (NGÜ)
Bei solch einem Eingreifen Gottes kann man ins Träumen kommen. Das hat aber dann nichts mit Träumerei zu tun. Eher mit Staunen. Was unmöglich schien, ist wahr geworden.
Der irische Dichter Shaw hat einmal geschrieben: “Ihr seht und sagt: Warum? Ich aber träume und sage: Warum nicht?“ Das klingt ganz anders. Und so kann man den Satz “Träum weiter“ auch formulieren als Ermutigung.
Die Bibel ist voll von Träumern. Vom alttestamentlichen Josef, der nach Ägypten verkauft wurde, bis zum neutestamentlichen Josef, der mit Maria und seinen Sohn Jesus nach Ägypten floh. Die Bibel erzählt von den Träumen des Königs Salomo von einem irdischen Jerusalem bis zu den Träumen des Sehers Johannes von einem himmlischen Jerusalem. Sie sind alle “Warum nicht“-Typen.
Sie schauen alle Gottes Welt, wie sie sein könnte, wie sie sein wird, auch wenn sie es noch nicht ist.
“Gib deinen Traum nicht auf.“ Denn träumen heißt glauben, dass da noch etwas anderes ist als unsere oft so brutal-reale Wirklichkeit. Träumen heißt hoffen, das Gott noch anderes, unvorstellbares, für uns bereithält als das, was in meinem Terminkalender steht. Vielleicht hast du gerade ausgeträumt. Deine Situation scheint festgefahren. Der Vers aus Psalm 126 zeigt, dass es sich lohnt, sich dann an Gott zu wenden. Damit werden nicht plötzlich alle Träume wahr. Aber neue Hoffnung wird möglich. Denn Gott sagt zu, dass er auf Gebete antwortet.
In diesem Sinne sage ich uns und mir selbst: Träum weiter!
Andreas Regin