An(ge)dacht für Juli/August 2025
Was für ein Anspruch! Wir sollen uns nicht sorgen. Das ist doch unmöglich. Sorgen gehören doch zum Leben dazu, oder? Paulus schreibt diese Zeilen aus dem Gefängnis an die Gemeinde in Philippi. Er muss doch gerade in diesem Augenblick den Kopf voller Sorgen haben – ihm wurde alles genommen, selbst seine Freiheit. Vielleicht ist gerade deshalb der Rat, den er erteilt, keine naive Weltflucht, sondern eine Einladung zur radikalen Vertrauenshaltung gegenüber Gott.
Es geht ja nicht darum, etwas zur Seite zu schieben und passiv zu werden. Es geht nicht darum, sich „nicht so anzustellen“, den Sorgen gleichgültig oder naiv trotzig gegenüber zu treten.
Paulus fordert auf, zu beten, zu flehen und zu danken. Also aktiv zu werden, wenn uns Lebenslagen begegnen, in denen nichts mehr in unseren Händen liegt.
Wie viel Trost in dieser Idee steckt! Wo andere Menschen den Kopf in den Sand stecken mögen, können wir unsere Köpfe erheben und uns an den wenden, der alles in den Händen hält. Und zwar in jeder Lage. Alles ist gemeint: die ganz großen Krisen, die kleinen Sorgen, Zweifel, Ängste. Nichts ist zu unbedeutend, nichts ist zu groß. Gott hört unsere kleinen, zerbrochenen Bitten und unser Flehen in verzweifelten, emotionalen Gebeten.
Die Danksagung im Gebet erinnert uns dabei daran, wer Gott ist. Auch wenn für uns noch keine Lösung oder Antwort absehbar ist – Gott kennt sie schon. Dankbarkeit verändert unsere Perspektive. Ich erlebe es gerade hautnah. Der Verlust eines geliebten Menschen führt in die Krise. Es wäre seltsam, wenn das nicht so wäre. Aber anstatt sorgend zu fragen, wie viel verloren ging, wie es jetzt weiter gehen soll oder wie ungerecht das Leben ist, stellt die Dankbarkeit andere Fragen: Was ist trotz des Verlustes noch da? Was bleibt und überdauert? Wie viel kann noch erreicht werden? Dankbarkeit stellt uns in die Gnade, die Bewahrung und die Hoffnung. Sorgen dagegen lassen uns in Einsamkeit, Verlust und Perspektivlosigkeit zurück.
Bring deine Sorgen dorthin, wo sie gehalten werden können – zu Gott, der kein ferner Richter, sondern ein naher Vater und eine fürsorgliche Mutter ist. Ja, Sorgen gehören zum Leben dazu und auch der Monatsspruch ist kein Rezept dagegen. Aber er ist eine Einladung zur Beziehung und eine Erinnerung: Du bist nicht allein. Was du gerade tragen musst, darf abgelegt werden – bei dem, der dich hält.
Der folgende Vers beschreibt die wunderbare Frucht dieses Vertrauens: „Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus.“ Möge dieser Segen uns in einen hoffentlich sorgenfreien Sommer begleiten. Genießen wir ihn in Dankbarkeit.
Euer Sebastian Hechler