An(ge)dacht für Juni 2025
Wie oft nehme ich mir bewusst Zeit, um anzuhalten und zur Ruhe zu kommen? In dieser schnellen Welt, scheint Zeit für Stille ein Luxus zu sein, den ich mir nur selten leiste.
Doch vor einigen Tagen begegnet mir in der Bibel wieder mal ein kleines, oft übersehenes Wort, das mich genau dazu einlädt – Sela. Dieses Wort taucht immer wieder in den Psalmen auf, wo es ursprünglich eine musikalische Pause kennzeichnete. Beim Lesen fordert es auch mich auf, eine Pause zu machen, einen Moment der Stille einzulegen, um nachzudenken und Gottes Nähe zu suchen. Das erste Mal, dass ich von Sela und seiner tiefen Bedeutung hörte, war bei einer Sommerfreizeit in Coronazeiten. Um mich herum war es alles andere als ruhig und still, und trotzdem ließ mich dieses Wort und der Gedanke dahinter nicht los.
In Psalm 46,11 steht: „Seid stille und erkennt, dass ich Gott bin.“
Was für eine einfache, aber tiefe Einladung! Sela fordert mich auf, bewusst anzuhalten und alle Ablenkungen zur Seite zu legen, um Gott im Moment der Stille zu begegnen. Für mich ist Sela wie ein kleiner Atemzug Gottes inmitten der Psalmenworte geworden – eine Pause, die einlädt, zwischendurch Luft zu holen und all die Stimmen und Geräusche in mir und um mich herum auszublenden, um die Stimme Gottes wahrzunehmen. Solch ein Sela Moment kann ein kurzer Augenblick der Stille sein, den ich bewusst in meinen Alltag einbaue. Zum Beispiel indem ich mir abends ein paar Minuten der Ruhe gönne, um Gott zu danken, oder morgens, bevor die Aufgaben des Tages beginnen, anhalte und seine Nähe suche.
Diese kleinen Momente vergegenwärtigen mir, dass Gott immer bei mir ist und ich jederzeit in seine Gegenwart kommen kann. Wenn ich in seine Ruhe eintauche, finde ich Kraft und Zuversicht für den Tag. Ein anderer Aspekt von Sela ist für mich die Reflexion.
Der kommt im zweiten Teil des Psalms zum Ausdruck: „Seid stille und erkennt, dass ich Gott bin.“ Das Anhalten lädt mich ein, nicht nur nach vorn zu schauen, sondern auch zurückzublicken und hilft mir die Spuren Gottes in meinem Leben zu sehen. Oft verstehe ich Gottes Wirken erst im Rückblick. Sela erinnert mich daran, dass Gott in den großen Umbrüchen aber auch in den kleinen Dingen bei mir war und mich geführt hat, selbst wenn ich es in dem Moment nicht erkannt habe. In der Stille beim Blick zurück darf ich entdecken, dass er mich schon so oft durch schwierige Phasen getragen hat. Er war immer da!
Ich möchte dich ermutigen und einladen, dir in der kommenden Zeit ganz bewusst stille Momente zu schaffen, in denen du zurückblickst und Gottes Wirken erkennst.
Vielleicht hilft es dir, eine Liste zu führen und im Gebet Dank auszusprechen für die kleinen und großen Situationen, in denen Gott für dich da war. Diese Sela-Momente der Dankbarkeit helfen dann dir, zu erkennen und darauf zu vertrauen, dass Gott immer bei dir ist und dich Schritt für Schritt führt. Gerade dann, wenn die Hektik des Alltags dich einholt, wenn du dich überfordert fühlst, kann ein Sela-Moment dir die notwendige Ruhe schenken, die du brauchst.
Dann erfährst du Gottes Gegenwart und findest den (Schalom) Frieden, der dir zeigt: Gott ist da und geht diesen Weg mit dir.
Andreas Regin