An(ge)dacht für Oktober 2025
„Wo wohnst du?“
Vermutlich würde nun jeder von uns, wenn er so gefragt wird, die Straße, die Hausnummer und den Wohnort mit Postleitzahl angeben. Die wenigsten von uns müssten sich fragen, welche von zwei Adressen gebe ich denn nun an? Den Hauptwohnsitz oder den Nebenwohnsitz? Irgendwann in den letzten Wochen saß ich morgens, bevor der Alltag beginnt, mit einem Kaffee, einer Bibel und meinem Bibelleseheft am Tisch und wurde mit genau dieser Frage konfrontiert. Wo wohnst Du? Es war schnell klar, da geht es eben nicht um meine Postadresse, um meine ´eigenen vier Wände`. Es war die Frage nach meinem ´inneren Wohnort`. Wo bin ich innerlich zu Hause?
Kann ich mit dem Psalmbeter von Psalm 91 in die Verse 1+2 einstimmen und sagen:
"Wer im Schutz des Höchsten lebt, der findet Ruhe im Schatten des Allmächtigen. Der spricht zu dem HERRN: Du bist meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, dem ich vertraue."
Der Psalmbeter verwendet starke Bilder. Der Sommer ist noch nicht lange vorbei und wir haben noch eine Vorstellung wie gut es tut einen Ruheplatz im Schatten zu finden. Wie notwendig ist solch ein Platz um sich auszuruhen, wieder Kraft zu tanken.
Habe ich diesen Platz auch innerlich bei meinem Gott gefunden? Komme ich dort zur Ruhe? Kann ich dort ausruhen und neue Kraft schöpfen? Kann ich mich dort immer wieder neu mit Glauben, Hoffnung und Mut vollsaugen wie ein Schwamm?
Oder das Bild der Burg. Mit Wassergraben umgeben, durch starke Mauern und gute Verteidigungsanlagen bei Angriffen geschützt. „Wer im Schatten des Allmächtigen wohnt und in einer lebendigen Beziehung mit Gott lebt, der ist in einem sicheren Schutzraum geborgen. – Unter dem Schirm des Höchsten und im Schatten des Allmächtigen ist in unsicheren Zeiten der sicherste Platz.“
Weiß ich das? Bin ich innerlich tatsächlich in dieser Burg eingezogen? Oder komme ich nur ab und zu auf eine Tasse Kaffee vorbei? Ich glaube jeder von uns kennt stürmische Zeiten, Zeiten voller Angst, Zeiten der Entmutigung oder auch der näherkommenden Kriegs- und Terrorgefahr.
Martin Luther kannte solche Zeiten auch sehr gut. Auf dem Weg zum Reichstag nach Worms, der für ihn ja damit endete, dass er unter Reichsacht gestellt wurde, also Vogelfrei war, dichtete er das bekannte Lied „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen.“
In dieser inneren Sicherheit darf ich leben. Ich kann im Schatten des Allmächtigen Ruhe finden und eine Zuflucht in Gott, meiner Burg.
Ich darf mein Vertrauen auf IHN setzten. Und aus dieser Vertrauensbeziehung kann ganz neu Mut, Kraft und Hoffnung wachsen. Wo wohnst Du? - Eine spannende Frage. Für mich, für Dich und vielleicht auch für unsere Nachbarn?
Sonja Regin