An(ge)dacht für April 2024

 

Wie aus Grenzen, Meilensteine werden.

Im letzten Urlaub haben wir einmal neben einem Jeep geparkt.

Seitlich an der Motorhaube prangte der Schriftzug „Rubicon.“

Moment mal, Rubikon? Das Wort kennst du doch aus einem, vor vielen Jahren gelesenen, Geschichtsroman! Das war doch der Grenzfluss zwischen der römischen Provinz Gallia cisalpina und dem italienischen Kernland. Vor etwas mehr als 2.000 Jahren hat Julius Caesar mit 5.000 Soldaten den Rubikon überquert, um sich in Rom die Macht zu sichern. Den Rubikon zu überqueren bedeutete, eine Grenze zu überschreiten - ins Risiko zu gehen und dass es ab diesem Punkt kein Zurück mehr gab. Grenzen gehören zu unserem Leben. Meine Zeit, mein Geld, meine Kraft und manchmal meine Geduld: Ich stoße oft an Begrenzungen. Welche Grenzen sollten wir nun verschieben? Welche respektieren? Gerade, wenn sie von Gott gesetzt sind - auch in unserem Miteinander?

Gut und gerne 1.800 Jahre vor Julius Caesar hat ein anderer Mann seinen persönlichen Rubikon überquert. Der Nahr ez-Zarqa, so heißt der Fluss im Ostjordanland heute, war zu biblischen Zeiten als Jabbok bekannt. Und der Mann, der ihn im Morgengrauen durchquerte, war Jakob. Für ihn stand ähnlich viel auf dem Spiel wie für Julius Caesar. Zwanzig Jahre zuvor war Jakob vor seinem Bruder Esau geflohen, nachdem er ihn betrogen hatte. Jetzt kehrte er als reicher Mann mit einer großen Familie zurück in seine alte Heimat. Allerdings türmte sich vor ihm ein großes Hindernis auf: Die ungeklärte Beziehung zu seinem Bruder. Am nächsten Tag nun würde er seinem Bruder Esau gegenüberstehen, der ihm mit 400 Männern entgegen zog. In dieser Nacht stellte sich Jakob am Jabbok ein namenloser Mann in den Weg. Es kommt zum Kampf der beiden.

Später wird er diesen Ort Pnuël nennen - Gesicht Gottes, (1. Mose 32,31). Für Jakob hatte dieser Kampf weitreichende Folgen. Für den Rest seines Lebens war er ein gezeichneter Mann, der fortan hinkte. Aber ihm galt eben auch ein besonderer Zuspruch Gottes: Ab jetzt hatte er eine neue Identität und einen anderen Namen. Aus Jakob wurde Israel, zu Deutsch: der Gotteskämpfer. Jakob hatte seinen persönlichen Rubikon, den Jabbok, als ein veränderter Mann überquert. Von Gott gezeichnet, gesegnet und mit einer neuen Identität versehen, hat er den Grenzfluss überschritten als ein wichtiger Meilenstein in seinem Leben.

Ja, Gott hat Wort gehalten und ihn nach Hause zurückgebracht.

David sagte einmal in Psalm 18,30b: „Mit meinem Gott kann ich Mauern überspringen“. Das Entscheidende ist für mich dabei die Formulierung „mit meinem Gott“. Grenzen überwinden braucht Vertrauen. Vertrauen in meinen Schöpfer und himmlischen Vater. Vertrauen in seine große Macht, in seine Fähigkeiten und Möglichkeiten, die meine eigenen unendlich übersteigen.

Vertraue also darauf, dass Gott mit dir gerne unterwegs sein möchte. Und das aus manchen persönlichen Grenzerfahrungen dann wertvolle Meilensteine werden...

 

Andreas Regin